Wenn perfekt nicht mehr reicht – Wie du dich vom inneren Druck befreist

Sie macht alles richtig. Kümmert sich um die Kinder. Organisiert den Familienalltag. Macht Überstunden. Lächelt im Meeting. Vergisst Geburtstage nicht. Kocht gesund. Trägt Verantwortung – manchmal für alle. Und abends? Fühlt sie sich leer. Nicht genug. Nie genug. Perfektion fühlt sich oft wie ein ständiger Begleiter an. Still. Hartnäckig. Fordernd. Wie eine Stimme im Kopf, die sagt: „Du musst noch mehr geben. Du darfst nicht versagen. Du darfst keine Schwäche zeigen.“ Aber… wann ist es genug?
von Christina Fried - 16. Apr 2025
Christina Fried

Perfektion – woher kommt dieser innere Antreiber?

Perfektionismus entsteht selten "einfach so". Er ist oft ein Schutzmechanismus. Ein Versuch, Kontrolle über das Chaos im Außen zu gewinnen. Oder die Angst zu besänftigen, nicht geliebt, nicht gesehen, nicht richtig zu sein.

Vielleicht hast du früh gelernt, dass Anerkennung an Leistung geknüpft ist: "Wenn du brav bist, hab ich dich lieb." "Sei ordentlich, sei stark, sei nett." "Reiß dich zusammen." Vielleicht gab es nicht viel Raum für Fehler oder sie wurden hart bestraft.

Was du damals gebraucht hättest, war etwas anderes: Sicherheit. Annahme. Echtes Gesehen werden, auch in deiner Unvollkommenheit.

Der Preis der Perfektion

Perfektion ist teuer. Nicht finanziell, aber emotional.

Und irgendwann... verlierst du dich selbst. Dein echtes Lachen. Deine Intuition. Deine Leichtigkeit.

Was wäre, wenn "gut genug" vollkommen reicht?

Das klingt banal, aber es ist eine echte Revolution. Was wäre, wenn:

Niemand ist davon ausgenommen, mal schwach zu sein. Unperfekt. Widersprüchlich. Es ist nicht deine Stärke, die dich liebenswert macht, sondern deine Menschlichkeit.

Kleine Schritte in Richtung Freiheit

Du musst Perfektionismus nicht "abschalten". Hier ein paar Impulse:

1. Erkenne deinen inneren Kritiker

Beobachte, wann du wieder in den Perfektionismus fällst. Welche Sätze tauchen auf? Wem gehört diese Stimme ursprünglich?

2. Ersetze Kontrolle durch Verbindung

Statt alles perfekt zu machen, frage dich: Was brauche ich gerade wirklich? Oft ist es Nähe. Wärme. Ruhe. 

3. Feiere das Unfertige

Lass bewusst Dinge unperfekt sein: eine Nachricht mit Tippfehler. Ein Abendessen mit Fertigsoße. Und beobachte, wie wenig Schlimmes passiert.

4. Sprich mit jemandem

Oft braucht es einen sicheren Raum, um diese alten Muster zu entwirren. Du musst es nicht allein tun. 

Du darfst du selbst sein. Ohne Leistungsnachweis.

Du bist mehr als deine To-do-Liste. Mehr als dein Körper, dein Haushalt, deine Rolle. Du darfst Pausen machen. Du darfst scheitern. Du darfst annehmen, dass du genau so – in deiner Unperfektheit – liebenswert bist.